Ein Weg sie zu knechten…

24.04.2016 | Neuseeland

… sie alle zu finden,
auf Berge zu treiben
und ewig zu binden.


Nun sind doch schon wieder einige ereignisreiche Tage ins Land gegangen und jetzt wollen wir sie euch natürlich auch schildern und tuen dies auch wieder in Tagebuchmanier. Also viel Spaß beim lesen und Bilder angucken – sind dies mal auch einige mehr geworden als sonst. Auch unsere bisher gefahrene Route steht jetzt unter „Route“ als Karte online.

17.04.
Den Tag haben wir etwas ruhiger begonnen und uns ein ausgiebiges Frühstück gegönnt. Unsere Fahrt führte uns weiter nach Süden , immer mit dem Ziel Invercargill. Allerdings gab es viel zu viele Dinge auf dem Weg zu sehen, als dass wir die Strecke von ca. 200km in einer Tour gemacht hätten. Das Areal in dem wir uns dort bewegt haben, sind auch als Catlins National Park bekannt. Unterwegs haben wir einen Ausflug nach Nugget Point unternommen, wo wir einen kleinen Leuchtturm besucht haben, von wo aus man einen fantastischen Blick aufs Meer, Seerobben, Seelöwen und Seeelefanten hat, welche dort koexistieren. Unsere Reise führte uns dann zu den Purakaunui und McLean Wasserfällen. (Waren zwei verschiedene Stopps und kurze Wanderwege.)
Nach einer längeren Fahrt kamen wir dann auch noch im letzten Tageslicht an der Porpoise Bay an. Dort haben wir uns einen 180 Millionen Jahre alten versteinerten Wald angeschaut und zu unserer Überraschung watschelte und hüpfte dort ein kleiner Yellow-Eyed Pinguin entlang, welcher einer der seltensten Pinguine der Welt ist. Ein sehr putziger Genosse, welcher sich von den Menschen gar nicht beeindrucken lassen hat, sondern mit Wonne und Begeisterung auf- und abmaschiert ist. Nachdem die Sonne untergegangen war, haben wir uns noch einen Platz für den Camper gesucht, natürlich mit Blick aufs Wasser und haben den Tag entspannt ausklingen lassen.

18.04.
Am Morgen haben wir einen Ausflug zum Slope Point, dem südlichsten Punkt der neuseeländischen Südinsel, unternommen. Von dort aus wären es auch nur noch 4800km bis zum Südpol gewesen. Es war eine tolle Steilküste und die Wellen sind extrem hoch gespritzt. Unseren nächsten Stop hatten wir in Invercargill, einer kleinen netten Stadt. Da wir am 20.04. auf den Kepler Track gehen und somit 3 Tage wandern, ist Sina aufgefallen, dass eine ordentliche Hose nicht schlecht wäre. Oben soll es windig und 2-3 Grad sein, da ist eine Jeans nicht so praktisch. Also haben wir alle größeren und kleineren Geschäfte durchforstet, welche Kleidung für diesen Anlass bieten sollten. Fündig wurden wir dann in einem Macpac Geschäft. Nach langem hin und her hatte Sina sich dann für eine Hose und zwei lange Thermounterhosen entschieden. Damit war der Tag eigentlich auch schon rum. Wir sind dann schon weiter in Richtung Kepler gefahren – zumindest ein Stück bis zur Monkey Island, wo wir direkt am Meer campen konnten. Da der Wind sehr stark auf die Küste geblasen hat und die Lage keinen Schutz bietet, wurden wir in den Schlaf geschaukelt.

19.04.
Unser Ziel für diesen Tag war Te Anau, von wo aus man nur noch ein kurzes Stück bis zum Kepler Track fahren muss, und der wollten wir möglichst früh ankommen, um uns noch ein wenig auszuruhen, bevor es am morgigen Tag anstrengender wird. Unterwegs haben wir noch einen Stop in Manapouri, einem sehr netten kleinen Ort gemacht, welcher am Lake Manapouri gelegen ist.
In Te Anau haben wir dann noch letzte Einkäufe erledigt und uns Schlafsäcke und Regenhosen ausgeliehen. Abends haben wir uns noch ein ordentliches Abendessen gegönnt und sind früh schlafen gegangen, um für den nächsten Tag gestärkt zu sein.

20.04.
Wir sind früh aufgestanden, haben ordentlich gefrühstückt, Sachen zu ende gepackt und sind los. Hatten ja auch einige Kilometer für unsere erste Etappe (Rainbow Reach Car Park bis Luxmore Hut) eingeplant. Das Wetter hat uns mit Sonne und einem blauen Himmel motiviert.
Kepler Track geht über 60km und ca. 1200 Höhenmeter, normalerweise über 3 Hütten. Weil wir jedoch geizig waren (und in der letzten Hütte sowieso keine Betten mehr bekommen hätten), haben wir nur die ersten Beiden gebucht. Das hieß, am Ersten Tag standen etwa 24km an, am Zweiten 16km und am Dritten wieder 22km.
Zuerst sind wir zum falschen Parkplatz weiter vorne auf der Strecke im Track gefahren, aber haben es gemerkt und sind zum Nächsten (Rainbow Reach) und haben dort den Camper stehen lassen. Der Parkplatz liegt direkt am Waiau River und am Start-Abschnitt wurden einige Szenen aus Herr der Ringe gedreht (Ringgefährten fahren auf dem Anduin) – guter Start für Sina. Dann Gepäck auf und erstmal 9,5km durch den Wald am Fluss entlang relativ gemütlich zum anderen Parkplatz und von da an nochmal 5,6km durch den Wald am Lake Te Anu entlang. Danach der Hammer des Tages – 800 Höhenmeter Aufstieg in 8,2 km. Das war etwa genauso anstrengend wie es klingt – und schlimmer dadurch, dass man im Wald ist, wo alles gleich aussieht und nicht merkt ob man voran kommt. Nach einer Weile ist selbst der hübscheste Wald nicht mehr bemerkenswert. Aber irgendwann waren wir dann endlich an der Baumgrenze und sind rein ins Alpine Hochland, wo es auch wieder flacher wurde. Nach 45min kam dann auch die Luxmore Hütte auf 1085m und nach insgesamt 6:10 Stunden konnten wir uns einen entspannten Nachmittag, sogar zum Teil in der Sonne, gönnen. Die Abwesenheit von Duschen merkten wir jedoch schon schmerzlich und versuchten eine Katzenwäsche mit dem eiskalten Gebirgswasser der Hütte. Nachmittags gab es noch eine interessante Naturführung des Rangers der Hütte und abends eine Besprechung zu den Konditionen auf dem Track für den nächsten Tag. Zum Abendbrot gab es dann reichlich mitgenommene Asia-Nudeln und bereits gegen 21 Uhr lagen wir im Bett.

21.04.
Die Schulklasse im Schlafsaal weckte uns um 6:30 Uhr, also standen wir auch auf – getröstet wurden wir von einem spektakulären Sonnenaufgang über den Bergen. Nach einem bestenfalls mäßigen Frühstück aus mit heißem Wasser angerührtem Fertig-Haferbrei waren wir bereits um 7:50 Uhr auf dem Weg auf der härtesten, aber schönsten Etappe des Wanderweges. Wir liefen die Berggipfel entlang, auf den Mount Luxmore hoch (1472m), und über Berggrade. Hier half uns der frühe Aufbruch, denn wir liefen dem für den Nachmittag vorhergesagten Sturm mit Regen und 60km/h Winden davon und genossen eine traumhafte Aussicht bei blauem Himmel und Sonnenschein. Nachdem der Abstieg über knapp 1000 Höhenmeter, 14,6km und 339 Stufen ordentlich in die Beine gegangen war, empfing uns die Iris Burn Hut nach 5:15 Stunden Wanderung leider mit höchst aggressiven Sandflies (kleine Mistviecher, deren Biss länger juckt und deutlich schlimmer ist als ein Mückenstich). Schnell machten wir uns auf dem Weg zum 15m hohen Wasserfall in der Nähe, aber Sinas geplantes Baden wurde durch ein unzugängliches Ufer größtenteils verhindert und uns blieb wieder nur die Katzenwäsche… Aber zum Glück haben alle gestunken. Abends gab es wieder bewährte Asianudeln und einen sehr unterhaltsamen Vortrag der Rangerin, welche mit Begeisterung alle möglichen Vogelstimmen vorführte. Auch kamen gegen Abend die Keas von den Bergen – die einzigen ansässigen Vögel, welche eigentlich alpin sind aber dies immer wieder vergessen… um nachts die draußen stehenden Wanderschuhe zu demolieren. Also hängten wir diese an Haken an der Wand auf und hofften, dass sie keinen Weg finden würden, trotzdem an sie heran zu kommen. Wieder gab es dann eine frühe Nacht ab 21 Uhr.

22.04.
Der für uns letzte Tag der Wanderung begann um 6:45 Uhr und der Entdeckung, dass Sandflies im Schlafsaal in der Nacht Joni entdeckt und sich ordentlich an ihm satt gegessen hatten. Wieder gab es das noch immer wenig verlockende Frühstück und um kurz nach 8 Uhr waren wir wieder auf dem Weg. Der Pfad führte die verbleibenden 300 Höhenmeter zur nächsten Hütte, in welcher wir aber nicht blieben, über 16,2km durch den Wald. Nach der Hütte wurde der Wald dichter und wechselte sich mit Sumpfland über weitere relativ ebene 6km ab. Unterwegs trafen wir sehr viele neugierige Vögelchen, welche anscheinend keine Scheu vor Menschen gelernt haben und entsprechend professionell für die Kamera posierten. Insgesamt erreichten wir müde aber glücklich nach 5:35 Stunden unseren Camper, der mittlerweile schon Zuhause zu nennen ist. Die 60km des Kepler Track haben wir somit in genau 17 Stunden Wanderung absolviert.
Im Camper wuschen wir uns zuerst und zogen saubere Kleidung an, bevor wir in Te Anau die geliehenen Schlafsäcke und ungenutzten Regenhosen abgaben und einkaufen gingen. Auf dem Campingplatz angekommen, wurde erstmal eine große Wäsche angemacht und wir haben ausgiebig die warmen Duschen genossen. Nach den essenstechnisch entbehrlichen Tagen gönnten wir uns schönes Rinderfilet mit Kartoffeln und Süßkartoffeln vom Grill mit dem Rest unseres Rotweines – ein besseres Essen hatten wir selten!
Glücklich aber zufrieden fielen wir dann ins Bett.