Route 101, Portland & Redwood
22.7.18
Wir bauten morgens schnell das Zelt ab, da wir zum Telefonieren mit Sinas Familie beim wochenendlichen Treffen verabredet waren. Ein guter Vorwand, Starbucks zu besuchen… Danach fuhren wir weiter zum Lake Crescent (die Straßen verfolgten fleißig weiter die Tradition der ominösen Namen – Blitz Creek Road, Jerry’s Way) und liefen den kurzen Wanderweg zu den Marymere Falls, die wirklich sehr schön waren. Das einzige Problem war, ein Bild ohne Selfie-schießende Menschen weit hinter der Absperrung zu bekommen. Weiter trug uns die 101, vorbei an den Stränden der Peninsula. Dort überraschte uns eine dicke Nebelwand, welche von einem Moment auf den anderen auftauchte und die Temperatur um die Hälfte abfallen ließ. Dafür verlieh sie aber auch dem Steinstrand mit seinen Tidepools eine sehr mysteriöse Stimmung. Letztendlich fuhren wir von der Peninsula herunter bis nach Artic (sollte wohl mal Arta heißen, aber der beantragende muss aufgrund seiner/ihrer Sauklaue eine falsche Namensgebung in Washington verursacht haben). Dort wurde ein Campingplatz von den Eigentümern eines Biker-Pubs betrieben und sie erlaubten uns, obwohl sie voll waren, unser Zelt für 10$ auf einer Wiese auf dem Platz aufzuschlagen. Da es sowohl Waschmaschinen, als auch Duschen und (das erste Mal auf allen Campingplätzen dieser Reise im krassen Gegensatz zu Neuseeland) einen Aufenthaltsraum gab, nahmen wir das Angebot dankend an und konnten für diesen Superpreis nicht nur Wäsche waschen und duschen, sondern auch mal wieder nicht auf Kies schlafen.
23.7.18
Natürlich lag mal wieder ein kombinierter Starbucks im Safeway auf unserem Weg. Hier holten wir mit unserer Clubkarte, wie so oft unterwegs, Apfeltaschen zum Frühstück und Kaffee. Über die hübschen Urlaubsorte an der wilden Küste fuhren wir bis Astoria (benannt nach dem Gründer der Waldorf-Astoria Hotelkette, einem der ersten amerikanischen Goldesel) und dann nach Portland. Hier gefiel es uns auf Anhieb sehr – entspannte Stimmung, alte umgebaute Warenhäuser, viele Foodtrucks, Galerien und alternative Läden in der Altstadt. Also suchten wir uns ein Zimmer im Hostel hier und verbrachten den Nachmittag damit, durch die verschiedenen Bezirke, den unspektakulären Fluss entland und durch Läden zu stromern. Sehr empfehlenswert ist vor allem der Laden „Boys Fort“, welcher Kunst von 65 lokalen Künstlern vertreibt (www.boysfort.de) – weltweiter Versand 😉 und „nadeau“, der sehr viele gebrauchte oder lokal hergestellte Möbel, Lampen, Deko und Kunst vertreibt. Zum Abendessen gönnten wir uns lecker Gyros bzw. Thai vom Foodtruck, um gestärkt zu Powell’s zu gehen-dem größten Buchladen der Welt, der immer bis 23h offen hat. Bis kurz vor 23h blieben wir dann auch in dem etwa 1 Block großen Laden, da Sina sich absolut nicht aus der Sci-Fi Abteilung losreißen konnte. Der Laden verkauft sowohl gebrauchte, als auch neue Bücher zu sehr erschwinglichen Preisen, dazu Schreibwaren, Postkarten, Brettspiele, Spielsachen und Fanartikel zu allen möglichen kommerziell umgesetzten Reihen. Aufgrund des Platzmangels musste sich Sina auf eine gebrauchte Sonderedition des Hobbits und ein StarWars-Buch beschränken, konnte aber diverse Inspirationen sammeln für neues Lesefutter und wir beide für Spiele, die man sich kaufen könnte. Sehr entspannt war, dass alle Gäste überall die Bücher lesen konnten und charmant, dass der Laden anscheinend als eine Art Flirt-Plattform für Fans derselben Literaturarten genutzt wird. Müde fielen wir danach ins Bett.
24.7.18
Schweren Herzens verließen wir Portland, aber nicht ohne noch einen Stop in dem Rosen Garten mit über 10 000 Exemplaren einzulegen. Anschließend führte uns der Weg wieder auf die 101 die Küste herunter. Immer wieder wechselten sich beeindruckende Wälder mit Farmen oder letztendlich dann Stränden mit Sand oder Stein ab. Die hügelige Küste hatte den spannenden Nebeneffekt, dass sich in den Tälern immer wieder Wolken als superdichte Nebelbänke ablagerten, sodass ein ständiger Klimawechsel garantiert war und man die Hälfte der Zeit leider kein Meer sehen konnten. Gegen Abend suchten wir uns einen Campingplatz bei Lincoln, wo wir für günstige 20$ inkl. Duschen unser Zelt auf einer Wiese einer Farm aufschlagen durften. Da Jonis Schuhe olfaktorisch mittlerweile Chemiewaffenstatus hatten, fuhren wir zurück in den Ort, da wir dort an einem Outletdorf vorbeigefahren waren. Überraschenderweise war es deutlich größer als erwartet und einer der über 50 Läden war Asics, wo Joni die Stinkeschuhe gegen ein neues Paar eintauschte – und da diese mit dem Kauf eines weiteren Kleidungsstückes nur noch die Hälfte kosteten, musste natürlich auch eine neue Sweatshirtjacke mitgenommen werden. Auch ein American Eagle fand sich mit einigen Schnäppchen für Sina. Da die Läden schlossen, fuhren wir zwangsweise Abendessen kochen.
25.7.18
Der erste Weg, nachdem das Zelt abgebaut war, führte zu Starbucks und Safeway. Mit dem Kaffee in der Hand verschlug es uns wieder ins Outletdorf, wo wir entdeckten, dass einige Läden Studenten 10-15% extra Rabatt geben. So sackte Joni durch gekonntes Rabattkombinieren bei Levi’s diverse Hosen für ca. 16$ das Stück ein und Sina bekam einige neue Shirts. Auch ein paar stark reduzierte Converse war für jeden drin. Mit leicht glühender Kreditkarte stiegen wir kurz nach Mittag schnell ins Auto und fuhren weiter die Küste herunter. Hier wechselten sich weiterhin strahlender Sonnenschein und Nebelbänke ab. Leider verpassten wir in einer der Buchten an den niedlichen Urlaubsorten eine Grauwalmutter mit ihrem Kalb, da diese sich unter dem Ansturm von Booten schnell in die Nebelbank verzogen hatten. Wir legten unterwegs verschiedene Stops ein, wo wir mehr oder weniger Aussicht genießen konnten, aber auch einen Blick auf die riesigen Dünen hier bekamen. Letztendlich kehrten wir auf einem der letzten Plätze der Region auf einem Campingplatz hinter dem liebevoll gemachten Wayside Motel in B… ein, wo wir unter den in den Bäumen aufgehängten Lichterketten ins Zelt fielen.
26.7.2018
Da der Campingplatz voll war standen wir früh auf, um vor der Meute ohne Wartezeit eine Dusche zu ergattern. Die Suche nach Kaffee führte uns daraufhin ins Landesinnere, nach Coquille, wo wir den kleinsten und unangenehmsten Safeway der Reise umgehend wieder verließen. Die eine Packung Kaffee hier sah aus, als hätte sie schon so einige Monate gesehen. Kaffee fand uns erst 2h weiter südlich, kurz vor der kalifornischen Grenze. Leider brach hier auch ein Steinschlag, den wir uns kurz vor Yellowstone zugezogen hatten, in der Scheibe mit einem größeren Riss auf der Beifahrerseite auf. Zum Glück mieten wir nie ohne Versicherung… Der Weg führte wieder durch Farmen und an der Küste entlang, welche zunehmend mehr wie eine kuriose Mischung aus der australischen Great Ocean Road und Nordseeküste in Dänemark wirkte. Wieder standen die Nebelbänke dicht an und auf der Küste, sodass wir bei 15° gern einfach die 101 gen Süden fuhren. Irgendwann tauchten wir in die beeindruckenden Redwood-Wälder ein. Ein Scenic Drive parallel zur 101 führte uns durch einen der Redwood-Wälder, wo wir eine kurze Wanderung von 2h auf einen Hügel im Wald machten (mit viel Krach, um die Bären und Pumas vorzuwarnen) und zum größten Redwood der Region („Big Tree“, 6m Durchmesser, 91m hoch, 23m Umfang, geschätzt 1500 Jahre alt und damit das älteste, was uns dieses Land seit langem zu bieten hatte…). Wir fuhren bis nach Eureka weiter, wo wir ein letztes Mal an der Ostküste unser Zelt aufschlugen; leider jedoch aufgrund der populären Route auf einem relativ überteuerten Campingplatz. Zumindest gab es ein Riesenschach, wo wir nach dem Abendessen spielten bis Sina im Dunkeln die Figuren nicht mehr erkennen konnte.
27.7.18
Aufgrund der lauten Mitcamper wachten wir relativ früh auf und machten uns für den letzten Tag auf der 101 Richtung Süden auf. Der erste Stopp war die Avenue of the Giants im Humboldt Redwoods Statepark, wo eine 31 Meilen lange Straße parallel zum Freeway durch die Wälder verläuft. Hier wanderten wir wieder einen kurzen Wanderweg und bestaunten weiterhin die riesigen Bäume. Auf die vielen umgestürzten Bäume boten zahlreiche Kletter- und Fotomöglichkeiten. Weiter ging es die Avenue entlang; leider waren alle mit dem Auto durchfahrbaren Bäume kostenpflichtig und dafür waren wir zu geizig. Weiter ging es an die Küste, wo wir zum berühmte Glass Pebble Beach wollten. Schon in den Bergen auf dem Weg wurde es sehr heiß (von 13° auf 35°), wir fuhren durch dichte Rauchschwaden und es roch wie in einer finnischen Sauna nach dem Aufguss. Da der Verkehr wie normal floss, fuhren wir weiter bis nach Fort Bragg, dem nähesten Ort zum Strand. Leider war hier nur ein anderer Strand gleichen Namens, was uns aber entschuldigt wurde, als eine große Schule Wale vorbei zog. Natürlich sieht man nicht viel mehr als Rücken und gelegentlichen Blas, aber trotzdem immer wieder schön. Am Strand gingen dann auf einmal alle Handys los, da über die Notfallfrequenz ein Evakuierungsaufruf aufgrund der Wald-/Ranchbrände für eine Gegend etwa 100km nördlich uns ins Inland rausging. Der eigentliche Glass Pebble Beach wäre ziemlich nahe an diesem Gebiet gewesen, daher füllten wir schnell den Tank auf und fuhren in Richtung San Francisco. Die Hügel wurden wieder voll mit Wein bebaut, aber es sah schon verrückt aus, von der einen Seite Küstennebel und von der anderen Seite den Rauch der Waldbrände reinziehen zu haben. Unterwegs wollten wir schnell noch ein Hotel in Flughafennähe buchen, da wir noch Campinggear zurück- und das Auto am nächsten Morgen um 9h abgeben mussten. Bei der Buchung geschah ein Fehler, sodass wir in eine völlig andere Gegend (neben die Berkeley Universiy) gebucht wurden. Das Motel war völlig in Ordnung, allerdings konnten wir so abends nur das Auto ausräumen und Sachen packen, da wir sonst nicht vor mitten in der Nacht ins Bett gekommen wären.
28.7.18
Pünktlich um 7h standen wir am Frühstücksbuffet und stopften uns die Taschen mit Bagels voll, um kurz darauf die Campingsachen abzugeben. An dieser Stelle müssen wir für dieses Unternehmen kurz Werbung machen – lastminutegear.com lässt einen 24/7 durch ein kluges Self-Checkin/out System Sachen abholen. Im Internet kann man selbst die Preise/Kaution festsetzen und im Laden gibt es das Ausleihregal, dessen Sachen zwar nicht kontrolliert sind aber dafür nur gegen Kaution ohne weitere Ausgaben ausgeliehen werden. Unsere gesamte Campingausrüstung hat uns hier für einen Monat knapp 100$ nach Kautionsrückzahlung gekostet und uns finanziell nach Absage des Campers damit auf Gutdeutsch den Arsch gerettet – sowas unterstützen wir gerne wieder! So Werbung fertig. Danach gaben wir das Auto nach 6050 gefahrenen Meilen ab, was Dank der Versicherung auch mit Scheibenschaden kein Problem war und checkten das Gepäck ein. Den restlichen Tag verbrachten wir bis zum Weiterflug nach Maui, Hawaii am Flughafen wo wir unter Anderem Fotos aus 3 Wochen aussortierten.